Initiative „Ich bin keine Fallpauschale“

Kranke Kinder in Not –
Hochleistungsmedizin nur noch für Erwachsene?

Eltern- und Fördervereine der Tübinger Uni-Kinderklinik – darunter auch ELHKE e.V. – haben sich zusammengetan und die bundesweit angelegte Initiative “Ich bin keine Fallpauschale!“ gestartet. Wir wollen auf die Entwicklung des Gesundheitswesen und die finazielle Notlage vieler Kliniken aufmerksam machen und fordern für die Schwerst- und Spezialfälle an den Universitäts-Kinderkliniken umgehend eine faire und kostendeckende Vergütung, die sich am tatsächlichen Behandlungs- und Pflegeaufwand orientiert.

Hochleistungsmedizin für schwerstkranke Kinder lässt sich nicht immer pauschal regeln und – die Kinder sind heute krank. Deshalb unterstützt ELHKE e.V. die Initiative “Ich bin keine Fallpauschale!“.

Erfahren Sie mehr auf der zentralen Web- site www.ichbinkeinefallpauschale.de . Oder besuchen Sie die Facebookseite und machen Sie ihre Freunde und Familie auf diese wichtige Inititative aufmerksam.

Helfen Sie uns, damit schwer kranke Kinder und Jugendliche auch weiterhin die bestmögliche Behandlung und Begleitung erhalten!

Vielen Dank.

Finanz- und Personalnot
der Kliniken

13 Eltern- und Fördervereine, darunter auch ELHKE e.V., sowie 2 Stiftungen engagieren sich in Tübingen für schwer kranke Kinder und Jugendliche. Sie fördern die Arbeit der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Tübingen mit Spenden und ehrenamtlichem Engagement – dies teilweise schon seit 30 Jahren. Dabei ist der Unterstützungsbedarf über Spenden hier und in anderen Kliniken in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen – immer häufiger müssen auch Personalstellen mitfinanziert werden, um die bestmögliche Behandlung, Begleitung und Beratung der kranken Kinder und ihrer Familien zu sichern.

Finanziellen Defizite der Kliniken müssen durch Einsparungen an anderen Stellen ausgeglichen werden.

Das hat unter anderem zur Folge, dass Ärzte und Pflegepersonal in nicht mehr länger vertretbarem Maße belastet sind und die Qualität der bisher sehr guten und am Wohl der Patienten orientierten Arbeit gefährdet ist.

Die Politik muss Handeln

Im Juni 2013 wurde von der Bundesregierung ein Soforthilfe-Paket für alle deutschen Krankenhäuser beschlossen. Dieses sieht für 2013 und 2014 einen Versorgungszuschlag vor, der als prozentualer Aufschlag auf die Fallpauschalen ausgestaltet ist. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass bis Ende 2014 ein Bericht vorgelegt werden soll, wie das Vergütungssystem in Bezug auf Extremkostenfälle weiterentwickelt werden kann. Das Hilfspaket bringt den Kliniken eine zeitlich befristete finanzielle Entlastung.

Wir begrüßen diesen Beschluss ausdrücklich und erkennen an, dass das Problem der Unter- finanzierung der Extremkostenfälle inzwischen gesehen wird.

Die Kliniken brauchen jedoch mehr und schnellere Hilfen, um nicht weiter in eine finanzielle Schieflage zu geraten. Das große Engagement der Eltern- und Fördervereine kann dies alleine nicht ausgleichen.

Die Elternvereine der Universitäts-Kinderkliniken schlagen zusammen mit Pflegekräften und Ärzten Alarm. Wir fordern die Politikerinnen und Politiker auf, diesen Umstand nicht länger zu ignorieren, sondern langfristig zu verbessern!

Hintergrund

Worum es geht: Seit 1993 sind die Krankenhausbudgets gedeckelt. Parallel werden derzeit an den Kliniken die Fallpauschalen (Diagnosis Related Groups G-DRG) eingeführt, d.h. Leistungen via Einheitspreis vergütet. Die Hochleistungs-Kindermedizin großer Universitäts-Kinderkliniken wie Tübingen, die zu den weltweit führenden gehört, steht durch dieses Einheitspreissystem finanziell mit dem Rücken an der Wand. Leistungen, die von den Kliniken erbracht werden, bekommen die Kliniken aufgrund der Fallpauschalen nicht oder nur teilweise bezahlt. Durch die Einführung der Fallpauschalen und die damit verbundene “Verwaltung” erhöht sich der Arbeitsaufwand für die Ärztinnen und Ärzte auf den Stationen erheblich und geht letztlich an der Betreuung der Patienten ab.

Dies alles führt dazu, dass die Kliniken gezwungen sind, zu sparen, wo es nur irgend geht. Dies wird bereits viele Jahre praktiziert, was aber faktisch dazu führte, dass beispielsweise Personalstellen (Ärzte/Ärztinnen, Pflegekräfte) nicht mehr neu besetzt werden. Die Zahl der Patienten nimmt jedoch nicht ab und dies führt dann letztlich zu qualitativen Einbussen am Patienten durch Überbelastung von Pflegekräften, Ärztinnen und Ärzten. Die pflegerische Versorgung der kleinen Patienten ist heute ohne die tätige Unterstützung durch die Eltern auf Station nicht mehr gewährleistet.

Wissenswertes zur Diskussion über Fallpauschalen und die Finanzierungsnot der Uni-Kliniken:

Pressemitteilung der UKT 2006:

Bundesgesundheitsministerium ignoriert drama- tische Lage vor Ort und verweist auf „Lernendes System“ – Uni-Kliniken durch neues Vergütungs- system finanziell am Ende

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin zu den Problemen bei der Finanzierung der Kinder- und Jugendmedizien im Jahr 2006

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie im Jahr 2004 zur Dokumentation psycho-sozialer Versorgung in der pädiatrischen Kardiologie

Pressebericht im GEA 2006: „Fallpauschale – Ärzte, Pfleger und Verwaltungsleute laufen gegen die starre Handhabung der DRG Sturm. Hochleistungsmedizin nur noch für Erwachsene?“