Herzfehler von A bis Z

Wie funktioniert eigentlich ein gesundes Herz?

Die meisten von uns haben es, viele Menschen wissen jedoch gar nicht so genau, wie ein gesundes Herz funktioniert. Eine besonders gelungene Beschreibung finden Sie auf der Seite von www.herzklick.de

Die häufigsten Herzfehler

 

Herzfehler stellen die häufigste angeborene Fehlbildung dar. Die Art der Fehlbildung am Herzen und den großen Gefäßen ist vielfältig.
Zum besseren Verständnis haben wir für Sie nachfolgend eine Liste der häufigsten Herzfehler zusammengestellt.

Unter einer AS versteht man eine Einengung in der Ausflussbahn der linken Kammer. Die Ursache ist eine Verdickung der Klappensegel und/oder eine Unterentwicklung der Aortenwurzel.

Die Enge kann unterhalb der Klappe (subvalvulär), auf Klappenebene (valvulär) oder oberhalb der Klappe (supravalvulär) sein. Die linke Kammer arbeitet gegen einen erhöhten Widerstand und wird dicker (hypertrophiert).

Das Ausmaß der Enge bestimmt den Schweregrad und die Gefährlichkeit der Erkrankung.

Subvalvuläre und supravalvuläre Aortenstenosen können, falls eine Behandlung erforderlich ist, nur operativ korrigiert werden. Valvuläre Aortenstenosen können meist mittels Ballonkatheter gesprengt werden.

Als ASD bezeichnet man eine angeborene Lücke in der Scheidewand (Septum) zwischen den Vorhöfen.

Der Defekt im Vorhofseptum führt zu einem Links– Rechts–Shunt und somit zu einer Lungenüberflutung (Volumenbelastung). Kleine ASD´s zeigen im ersten Lebensjahr eine gute Spontanverschlusstendenz. Je nach Größe und Lage des Defektes ist ein Verschluss mittels Herzkatheter oder Operation erforderlich.

Zusammen mit dem VSD (Ventrikelseptumdefekt) macht der ASD die Hälfte aller angeborenen Herzfehler aus.

Beim kompletten AV – Kanal besteht ein Scheidewanddefekt, der sich über die Vorhof- und Kammerscheidewand erstreckt. Die Klappe zwischen den Vorhöfen und Kammern ist als gemeinsame AV–Klappe angelegt und ebenfalls fehlgebildet.

Über den großen Defekt in der Herzmitte fließt sauerstoffreiches Blut von der linken Herzhälfte in die rechte und von dort in die Lunge.
Aufgrund des hohen Blutdurchflusses durch die Lungen werden die Lungengefäße geschädigt und es kommt zum Auftreten eines erhöhten Blutdrucks in der Lunge (Druck- und Volumenbelastung der Lunge).

Eine operative Korrektur des AV–Kanals ist nur möglich, solange der Lungengefäßwiderstand nicht irreversibel erhöht ist und die Lungengefäße noch nicht bleibend verändert sind.

Im Tübinger Kinderherzzentrum wird der AV–Kanal daher frühzeitig (3. Lebensmonat) operativ korrigiert und dabei werden exzellente Ergebnisse erzielt.

Die Fallot´sche Tetralogie ist ein komplexer Herzfehler, der zur Zyanose (Blausucht) führt.

Es liegen folgende Fehlbildungen vor:

  • großer Kammerscheidewanddefekt (Malaginment­VSD)
  • ausgeprägte Enge zwischen der rechten Kammer und der Lungenschlagader (=Pulmonalstenose oder -artresie)
  • Fehlstellung der großen Gefäße, wobei die Aorta zu weit rechts entspringt, dem VSD überreitet und so aus dem rechten und dem linken Ventrikel gespeist wird
  • der Druck ist in beiden Kammern gleich hoch

Der rechte Ventrikel pumpt mit erhöhtem Druck gegen die Enge an der Lungenschlagader und wird dicker (hypertrophiert). Ein Teil des sauerstoffarmen Blutes wird in die Aorta gepresst. Damit kommt es zu einer Zyanose. Nach Geburt besteht die Tendenz, dass sich die Enge an der Lungenschlagader verstärkt und ein ausreichender Lungenfluss nicht mehr gewährleistet ist.
Bedrohlich sind Anfälle von Blausucht (hypoxämischer Anfall), die eine sofortige
stationäre Behandlung erfordern.

Die Fallot´sche Tetralogie wird an modernen Kinderherzzentren bereits frühzeitig (2. – 3. Lebensmonat) vollständig korrigiert.

Beim HLHS besteht eine Unterentwicklung der gesamten linken Herzhälfte, die zur Durchblutung des Körperkreislaufes dient.

Im Mutterleib übernimmt die Durchblutung der rechte Ventrikel. Kommt es nach Geburt zum Verschluss des Ductus Botalli (Verbindung zwischen der Aorta und der Lungenschlagader zur Umgehung der Lunge) ist der Körperkreislauf nicht mehr durchblutet und es entsteht eine lebensbedrohliche Situation.

Lebensrettend können Medikamente eingesetzt werden, die den Ductus Botalli zunächst offen halten. Ein operativer Eingriff ist zwingend erforderlich. Noch vor wenigen Jahren war das HLHS ein immer zum Tode führender Herzfehler.

Derzeit gibt es 2 mögliche Behandlungsmethoden:
die Herztransplantation und die Norwood–Operation. Die Norwood–Operation wird am Tübinger Kinderherzzentrum seit den 90er Jahren durchgeführt. Diese Operationstechnik führt in 3 Stufen zu einer Kreislauftrennung bei nur einer pumpenden Herzkammer und passiver Lungendurchblutung. (Neugeborenenenalter / 3­6 Monate / 2­3 Jahre).

Die Aortenisthmusstenose ist eine angeborene Gefäßfehlbildung.

Unmittelbar nach Abgang der linken Armarterie vom Aortenbogen besteht überlicherweise eine geringgradige Verengung der Aorta. Bei der Aortenisthmusstenose ist diese Einengung hochgradig.

Diese Enge der Körperschlagader führt zu einervermehrten Arbeitslast der linken Herzkammer und zu einem arteriellen Hochdruck an der oberen Körperhälfte und einer Minderdurchblutung der unteren Körperhälfte.

Derzeit gibt es 2 mögliche Behandlungsmethoden, die in Tübingen erfolgreich angeboten werden: Die Operation, bei der die Engstelle herausgeschnitten wird und mit gutem Ergebnis plastisch erweitert wird. Bei älteren Patienten kann bei erneutem Widerauftreten der Engstelle diese im Herzkatheter mit einem Ballonkatheter und oder einem Stent erweitert werden.

Im fetalen (vorgeburtlichen) Kreislauf ist der Ductus arteriosus eine normale und notwendige Verbindung zwischen der Lungenschlagader und der Aorta.

Einige Tage nach Geburt verschließt sich der Ductus spontan.

Geschieht dies nicht innerhalb einiger Wochen nach Geburt, so spricht man von einem persistierenden Ductus arteriosus.

Kinder mit einem kleinen PDA haben keine Symptome, bei großem PDA können vermehrte Infektanfälligkeit und sogar Herzinsuffizienz auftreten. Da alle Kinder mit PDA ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Herzklappenentzündung haben, sollte ein Ductus art., der über das 2. Lebensjahr hinaus besteht, verschlossen werden. Bei großem Ductus mit vermehrtem Lungenfluss entsprechend früher.

Zum Verschluss stehen in Tübingen 3 Methoden zur Verfügung:

  • Operation
  • endoskopisches Verschließen mit einem Metallklipp
  • Verschluss mit einer Spirale im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung

Das Foramen ovale ist eine natürliche und intrauterin notwendige Lücke in der Vorhofscheidewand, die sich meist im ersten Lebensjahr vollständig verschließt.

Bei unvollständigem Verschluss spricht man vom PFO, das im Kindesalter keinerlei krankhafte Bedeutung hat.

Bei älteren Patienten kann eine sogenannte gekreuzte Embolie über ein PFO einen Schlaganfall verursachen und kann in Tübingen dann mit Herkatheter verschlossen werden.

Bei einer Pulmonalklappenstenose sind die Taschen der Pulmonalklappe verdickt und die Öffnung der Klappe behindert. Die rechte Kammer arbeitet deshalb gegen einen erhöhten Widerstand und bildet mehr Muskelmasse (hypertrophiert).

Eine geringgradige Enge der Pulmonalklappe führt nicht zu Symptomen, es fällt nur ein Herzgeräusch auf.

Höhergradige Stenosen können infolge der verminderten Lungendurchblutung zu einer Zyanose (Blausucht) führen.

Valvuläre Pulmonalstenosen können meist im Herzkatheter mittels Ballonkatheter mit sehr gutem Ergebnis gesprengt werden.

Bei der TGA wird die Aorta aus der rechten und die Lungenschlagader aus der linken Kammer gespeist.

Verschließen sich nach der Geburt die beiden Verbindungen zwischen dem Lungen- und dem Körperkreislauf (PDA und PFO), so wird das Baby lebensbedrohlich krank. Denn es gelangt kein sauerstoffgesättigtes Blut mehr in den Körperkreislauf, da die Kreisläufe parallelgeschaltet sind, statt hintereinander in Serie.

Zur Korrektur wird die arterielle Switch–Operation noch im Neugeborenenalter seit Mitte der 90er Jahre an der Herzlungenmaschine durchgeführt, die Lungen­ und Körperschlagader mit den Herzkranzarterien umgepflanzt.