04.06.2016

Trotz steigender Transplantationsbereitschaft: Kein Herz für Kinder

Die Organspendebereitschaft in Deutschland ist laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) im Bereich „Herz“ im Vergleich zum Vorjahr ungefähr auf gleichem Niveau geblieben. Den vielen Kindern in Deutschland, die auf ein neues Herz warten, nützt das aber nichts. Denn die meisten der knappen Spenderherzen kommen von Erwachsenen und gehen an Erwachsene.

Der Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK) fordert anlässlich des Tages der Organspende am 04.06.2016, dass sich Kliniken verstärkt für Organspenden einsetzen, insbesondere für Kinder und Jugendliche.“Derzeit sterben viele Kinder und Jugendliche, während sie auf ein neues Herz warten. Das liegt nicht nur an dem Mangel an Spenderherzen für Kinder,“ so Hermine Nock vom Bundesverband Herzkranke Kinder (BVHK), „Kliniken setzen sich auch nicht genug für Organspenden ein. In den Krankenhäusern fehlen vor allem geschulte Transplantationsbeauftragte, die mögliche Organspender identifizieren und das sensible Gespräch mit den Angehörigen potentieller Spender kompetent und ohne Zeitdruck führen.“

Derzeit werden in den meisten Kliniken schwerstkranke Patienten oder Unfallopfer auf vollbelegten Intensivstationen versorgt. Nach einem Hirntod überbringen die Ärzte den Angehörigen die Todesnachricht gleichzeitig mit der Frage nach einer Organspende. Das ist für die Familien – erst recht, wenn es um ein Kind geht – traumatisch und die wenigsten können sich in einer solchen Situation zu einer Organspende durchringen. Nock: „Wir brauchen daher standardisierte klinikinterne Prozesse, um frühzeitig mit den Angehörigen potentieller Spender behutsame und ergebnisoffene Gespräche zu führen. Denn eine Organspende ist ein Geschenk, ein Akt der Nächstenliebe. Niemand darf dazu genötigt werden. Andererseits darf aber etwas so kostbares wie ein Spenderorgan nicht wegen mangelnder Strukturen „verschenkt“ werden.“

Diese Forderung des BVHK vertritt auch Elmar Sprink, der erste Mensch, der mit einem neuen Herzen den Ironman geschafft hat: „Es ging mir sehr schlecht und nur noch ein Spenderherz konnte mich retten. Ich hatte Glück, dass in meinem Fall eine Klinik die Weichen für die Organspende richtig gestellt, rechtzeitig und sensibel das Gespräch mit den Angehörigen geführt hat, so dass sie bewusst und freiwillig einer Spende zustimmen konnten. Ich bin den Ärzten, den Angehörigen und dem Spender mein Leben lang dankbar. Und ich bin sehr glücklich, dass es mir mit meinem neuen Herzen gut geht und ich meinen geliebten Sport wieder machen kann.“

Elmar Sprink war schon zum zweiten Mal prominenter Laufpate von zwei Dutzend herzkranken Kindern, die in Düsseldorf als Staffel am Marathon teilgenommen hatten. Er war begeistert und sehr beeindruckt von der Lebensfreude der herzkranken Kinder. Gemeinsam schafften sie so die 42 Kilometer in individuellen Etappen und damit einen Marathon, den sie alleine nicht bewältigen könnten.

Zahlen und Fakten:In Deutschland kommt jedes 100. Kind mit einem angeborenen Herzfehler zur Welt. Angeborene Herzfehler gehören daher zu den häufigsten Behinderungen.